Ermutigung zur Arbeit für den Frieden

Unsere Freundin Helga Tempel hat einen ermutigenden Brief an das von ihr mitgegründete Forum Ziviler Friedensdienst geschrieben, den wir mit Euch teilen möchten:

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Als Mitbegründerin des Forum Ziviler Friedensdienst und jetzige Ehrenvorsitzende grüße ich in diesen belasteten Zeiten alle, die im In- und Ausland für zivile Konfliktbearbeitung tätig sind.
Seit einer Woche hat sich für uns alle die Welt verändert, auch wenn wir wissen, dass die Ursachen dafür zeitlich weit zurück liegen. Wir können uns resignierender Gedanken „Es hat ja alles doch keinen Zweck“ kaum erwehren und haben den Eindruck, als wollten „die Menschen“ nicht,was wir anstreben: Eine Welt ohne Gewalt und Krieg.

Und doch meine ich, dass wir zu einem „Jetzt erst recht“ finden müssen. Wir sind es all denen schuldig, die jetzt auf die Straße gehen oder die Medien nutzen, um zu protestieren. Wir sind es denen schuldig,die Unendliches erleiden müssen. Wir können Hoffnungsträger für sie sein,dass es andere Wege des Miteinander gibt, dass Konflikte auch größerer Dimension gewaltfrei durch Dialog und konstruktives Denken bearbeitet werden können – auch wenn solche Vorstellungen derzeit wenig überzeugend klingen.

In den Schubladen der Diplomaten weltweit lagern Friedenspläne; sorgen wir mit allen unseren Möglichkeiten, dass sie angeschaut und – wenn auch modifiziert – schrittweise umgesetzt werden.

Sorgen wir für breit aufgestellte humanitäre Hilfe für die Menschen in der Kriegsregion und bieten wir denen, die sich dem Kampfgeschehen entziehen, sicheres Asyl an.

Vor allem aber halten wir durch, mit unserer Überzeugung, dass sich die Situation auch wieder zum Guten hin wandeln kann, und fahren wir fort, mit unserer so wichtigen Arbeit in den Krisengebieten.

Es wäre mir schmerzlich, mit meinen 90 Jahren erkennen zu müssen: Das, was wir damals 1996 anstrebten, war eine Illusion. Nein, wir waren unserer Zeit voraus – und sind es heute noch.

Ich grüße Euch alle, jede und jeden einzelnen, in herzlicher Verbundenheit. Ich bin dankbar für das, was Ihr täglich leistet.

Eure Helga Tempel