Inneres Licht
Im Zentrum des Quäkerglaubens steht die Vorstellung des „Inneren Lichtes”. Sie besagt, dass etwas von Gottes Geist in jeder menschlichen Seele zu finden ist: „Das von Gott in jedem Menschen”. Freunde verwenden unterschiedliche Begriffe um diese Wirklichkeit zu benennen – Gott, das Göttliche, das Innere Licht, Geist, der Innere Jesus, das Gute im Menschen -, weil die Erfahrbarkeit dieser Wirklichkeit größer und wichtiger ist als Worte, die immer nur Annäherungen sein können und daher keinen Anspruch auf Alleinvertretung stellen können.
Gott ist nur über die eigene Erfahrung in der Offenbarung seines Geistes zu finden, als Licht, das jeden einzelnen Menschen erleuchtet. Unabhängig von der großen Vielfalt unserer Gottesbilder hilft uns das Bild des Inneren Lichtes zu begreifen, dass alles Leben verbunden, wertvoll und würdig ist. Aus dieser Überzeugung, dass in allen Menschen ein solches Inneres Licht unlöschbar brennt (oder, in anderen Worten, dass alle Menschen gleichermaßen “das von Gott” in sich tragen, Gottes Kinder sind), ergeben sich Erlösung und Verpflichtung, die sich in den Quäkerzeugnissen der Gleichwürdigkeit aller Menschen, religiöser Toleranz und aktivem Pazifismus ausdrücken. Als Quäker zu leben bedeutet den Anspruch (und die Freude) in jedem Menschen das Innere Licht zu sehen, und auf “das von Gott” im Anderen zu antworten.
Die Gewissheit des Inneren Lichtes betrifft aber nicht nur alle anderen Menschen, sondern auch uns selbst, und als Quäker zu leben ist daher nicht nur nach Außen, sondern auch nach Innen durch das Antworten auf “das von Gott” geprägt: Das Innere Licht macht mir Gut und Böse erkennbar, und zeigt mir, dass ich beide Seiten in mir trage. Es hilft uns, bei Entscheidungen den Weg zu wählen, der das Leben bereichert.
George Fox formulierte, dass es einen „Ozean des Todes und der Dunkelheit” gibt, aber auch einen „unendlichen Ozean des Lichts und der Liebe”, der den Ozean der Finsternis überströmt. Seitdem haben wir Quäker immer wieder erlebt, dass in jedem Menschen, der wahrhaftig das Gute tun will, die Kraft, das Böse zu überwinden, vorhanden ist. Bei allen Zweifeln und aller Verzweiflung über die Unvollkommenheit und Ungerechtigkeit der Welt: diese Gewissheit ist – je nachdem, welche Sprache wir wählen – Ermutigung und Erlösung. In jedem Fall: Ansporn!