Lass dein Leben sprechen
Wir sind aufgefordert, unsere Leben sprechen zu lassen, mit unseren Leben zu predigen. Diese enge Verbindung von Glaube und Wirken wird durch die Zeugnisse ausgedrückt, denn unsere Zeugnisse sind nicht etwas, das wir haben, sondern etwas, das wir leben wollen. Der Begriff „Zeugnis ablegen” wird von Freunden gebraucht, um eine innere Überzeugung zu beschreiben, wie sie im Alltag gelebt wird. Die Zeugnisse sind keine schriftlich fixierten Bekenntnisse, sondern lebendig: Sie sind in den vergangenen Jahrhunderten mit dem Quäkertum gewachsen und haben sich verändert, während die Freundinnen und Freunde sich fragten, was sie tun sollen – unter dem Einfluss individueller Erfahrung, eines lebendigen Bezug zu Tradition und christlicher Überlieferung und der sich verändernden Welt.
Grundlage unserer Zeugnisse für Frieden, Einfachheit, Gemeinschaft, Wahrhaftigkeit, Gleichwürdigkeit und ökologische Gerechtigkeit ist die Erkenntnis, dass in jedem Menschen „das von Gott” ist, “das Innere Licht” leuchtet, das alle Menschen gleichwertig macht und alles Lebendige untereinander verbindet.
Zeugnis ablegen
Die Zeugnisse der Quäker sind Ausdruck der Selbstverpflichtung, den eigenen Glauben in die Praxis umzusetzen. Sie sind daher nicht einfach eine feststehende Liste von Werten, auf die wir uns berufen, sondern sie beschreiben diese Haltung und ihre Konsequenzen: Wir bezeugen sie, indem wir sie leben, indem wir von ihnen mit unserem Leben Zeugnis ablegen. Die Wichtigkeit von Frieden, Einfachheit, Gemeinschaft, Wahrhaftigkeit, Gleichwürdigkeit und ökologischer Gerechtigkeit erfahren wir in unserem spirituellen Suchen als Gewissheit, und es ist unsere Verantwortung, von dieser Erfahrung Zeugnis abzulegen. Aktiv für sie einzutreten, auch gegen Widerstände, ist die logische Konsequenz dieser Erfahrung.
Zeugnis leben
Die Zeugnisse existieren dementsprechend auch nicht als formulierte Regeln, und sie werden nicht durchgesetzt oder anderen auferlegt. Unsere Zeugnisse sind Ausdruck von gemeinsamen Vorstellungen und Erfahrungen der Mitglieder der Religiösen Gesellschaft der Freunde, auch wenn einzelne Freunde sie – entsprechend ihrem eigenen Inneren Licht – verschieden interpretieren oder gewichten. Jede Quäkerin und jeder Quäker muss für sich selbst beantworten, wie sie oder er die Zeugnisse in seinem Leben am besten leben und dadurch ausdrücken kann. Wir versuchen, Glauben und Wirken in Übereinkunft zu bringen, ohne faule Kompromisse zu schließen – die stille Andacht und das freundschaftliche Gespräch helfen uns dabei. Wir wissen aber, dass wir fehlbar sind, und versuchen geduldig zu sein mit uns selbst und einander. Indem wir es weiter und neu versuchen, spricht unser Leben.