Ordnung des Zusammenlebens
Sinn und Unsinn von Ordnung
Wir Quäkerinnen und Quäker fühlen, dass wir unser gesamtes Tun und Unterlassen unmittelbar vor Gott zu verantworten haben, darum formulieren wir keine für alle verbindlichen Glaubensaussagen. Wir teilen aber Erfahrungsberichte oder ähnliche Texte zur Anregung für die Einzelnen und uns als Gemeinschaft. Genauso fühlen wir auch, dass sich das Leben nicht ordnen lässt, haben aber in unserer Religiösen Gesellschaft eine Form des Zusammenlebens entwickelt, die sich bewährt hat, und die wir schriftlich niedergelegt haben.
Diese “Ordnung des Zusammenlebens” soll den Mitgliedern der Religiösen Gesellschaft die Grundlage und Tradition unseres Zusammenlebens vermitteln und als Richtschnur für das gemeinsame Leben und praktische Handeln dienen. Wir betrachten diese Ordnung nicht als endgültig, sondern als ein sich weiter entwickelndes Dokument entsprechend unserer wachsenden Erfahrung. Ein Text kann niemals die Vielfalt und Lebendigkeit unseres Zusammenlebens vollständig regeln – und soll es auch nicht! Deshalb werden Neuformulierungen und Änderungen auch in Zukunft notwendig sein. Ähnliches empfanden schon die Frühen Freunde, die Quäker im 17. Jahrhundert, die schrieben:
„Liebe Freundinnen und Freunde, diese Dinge legen wir euch ans Herz, nicht als eine Regel oder Form, nach der ihr euren Wandel einrichten sollt, sondern damit alles entsprechend dem reinen und heiligen Licht ausgerichtet sein möge. Alle, die im Licht sind und bleiben, müssen vom Geist erfüllt sein und nicht vom Buchstaben. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“ (Aus einer 1656 von den Ältesten in Balby, England, herausgegebenen Epistel)
Die “Ordnung des Zusammenlebens” bildet ab, welche Strukturen und Verfahrensweisen wir als sinnvoll, hilfreich, als “gute Tradition” erachten. Unsere Ordnung des Zusammenlebens beschäftigt sich unter anderem mit Andachten, Anliegen und Anträgen, mit Geschäftsversammlungen und der Art unserer Beschlussfassung, mit der Mitgliedschaft, mit dem Aufbau, den Strukturen und Ämtern der Religiösen Gesellschaft der Freunde.
Versionsgeschichte
Die deutsche Jahresversammlung gab sich 1948 die erste “Ordnung des Lebens” (wie es damals hieß), und überarbeitete sie 1958. Nach der politisch bedingten Teilung der Deutschen Jahresversammlung im Jahre 1969 gab sich die Religiöse Gesellschaft in der DDR eine eigene Ordnung. Im November 1991 schlossen sich die zwei Jahresversammlungen wieder zusammen und beschlossen 1996 eine neue „Ordnung des Zusammenlebens“. Diese wurde aufgrund weiterer Erfahrungen und Beschlüsse überarbeitet, die nun gültige Fassung stammt von 2012.
Satzung
Die Satzung der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) – Deutsche Jahresversammlung (rechtsfähiger Verein) beschränkt sich hingegen auf die vereins- und steuerrechtlich notwendigen Bestimmungen.